Chronik

Die Chronik der Bereitschaft 4 - Haunstetten

1880er Jahre: „In den 80er Jahren bestand für eine Zeit lang eine Sanitätskolonne […]. Ihr Bestand war nicht von langer Dauer.“

01.08.1900: Erst knapp zwanzig Jahre später fanden sich neun Herren „im Garten der Wirtschaft ‚zum Jägerhaus‘ zusammen, um eine Sanitätskolonne zu gründen, diese schloss sich sofort an die Augsburger Kolonne als Hilfszug an und führte für die nächsten Jahre den Namen ‚Sanitäts Hilfszug Haunstetten‘“. Angeregt wurde diese Gründung durch den späteren Kolonnenarzt Dr. von Hößlin und geschah unter Hilfe des hiesigen Turnvereins. Unterstützung erfuhr die junge Kolonne unter anderem von der Haunstetter Spinnerei und Weberei und der Firma Martini & Co mit verschiedenen Materialien. Bereits im ersten Jahr nach der Gründung hatten die Sanitäter „bei schweren Unglücksfällen […] mehrfach Gelegenheit sich zu betäthigen [sic!].“

25.08.1901: Die erste große Übung, damals noch „Inspectionsübung“ genannt, fand auf dem Gelände des Schießplatzes Haunstetten statt. Dabei wurden Verbände angelegt und mit improvisierten Bahren trainiert. In den folgenden Jahren finden sich etliche Einträge über Reisemärsche mit verschiedenen Zielen. Zudem wird über Übungen in Zusammenarbeit mit unzähligen anderen Kolonnen, darunter die hier örtlichen Göggingen, Pfersee, Oberhausen und Inningen, sowie auch weiter entfernte wie etwa Landsberg, München, Lindau, Lauingen, Dillingen und Kempten, berichtet.

1902: Die Färberei und Bleicherei Martini & Co beschaffte die erste fahrbare Krankentrage für deren Arbeit. Diese wurde der Kolonne bei Bedarf zur Verfügung gestellt und bestand aus einem zweirädrigen Karren mit einem Aufbau zum Krankentransport. Zusätzlich war dieser mit Segeltuch als Sicht- Wetterschutz bespannt. Im selben Jahr wurde eine weitere fahrbare Trage aus den Mitteln einer Spende der Gemeinde und einer allgemeinen Sammlung angeschafft.

22.11.1903: „Wohlthätigkeitsevent [sic!] mit Glückshafen, wodurch damals […] die Mittel für die Kolonne aufgebracht wurden.“ Der Glückshafen, der sich in etwas moderner Form auch heute noch auf verschiedenen Veranstaltungen wie etwa dem Augsburger Plärrer seinen Stammplatz hat, wurde allerdings kurz danach aufgegeben, weil er zu wenig Gewinn einbrachte. Stattdessen finden sich in den folgenden Jahren Nachweise über Sammlungen sowohl innerhalb der Kolonne, als auch in der gesamten Gemeinde.

1906: Der bisherige Lagerplatz des Hilfzuges im Turnhaus wurde zu klein, weshalb die Materialien fortan beim Kolonnenarzt gelagert wurden.

Mai 1906: „Der Hilfszug, der ständig mehr als 30 Mitglieder zählte wurde mit Antrag vom Centralkommite zur selbstständigen Kolonne erhoben. Und führt von jetzt ab den Namen Sanitätskolonne Haunstetten.“

1910: Die freiwillige Sanitätskolonne beschloss, an Sonn- und Feiertagen Sanitätsmänner in Bereitschaft zu halten, um bei etwaigen Unglücksfällen baldmöglichst an Ort und Stelle zu sein. Sie hatten die Aufgabe, in Haunstetten zu verweilen und ihren Aufenthalt an der eigens dafür bestimmten Tafel beim Kolonnenarzt bekannt zu geben.

1911: Die Kolonne erhielt ein Zimmer in einem gemeindlichen Haus, um ihre Materialien unterbringen zu können.

1914–1919: Ein Kamerad wurde „dem mobilen Begleitzug der Stammkolonne Augsburg zugeteilt & ist am 18. August mit dem mobilen Begleitzug Nr. 4 ins Feld abgegangen.“ Zudem wurden 18 Kameraden zum Militärdienst eingezogen, von dem die vier Kameraden Gottlob Hübner (22), Moritz Furthmayer (19), Georg Schabert (35) und Xaver Baumann (33) nicht mehr zurückkamen. Im August desselben Jahres gründete man auf Ansinnen des Kolonnenarztes Dr. von Hößlin ein „Zweigverein des Frauenvereins vom Roten Kreuz“ zur Hilfe für die Kriegsverwundeten. Zudem wurde „auf Veranlassung der Kolonne […] von der Gemeinde Verwaltung Haunstetten das Krankenhaus mit 10 Betten als Verwundlazarett eingerichtet“. Dieses war zunächst in der Villa Ziegler (Krankenhausstraße 18) untergebracht, das allerdings nach Verkauf des Gebäudes im Jahr 1917 aufgelöst wurde. Stattdessen wurde von 1917 bis 1919 die neugebaute Turnhalle des TSV beschlagnahmt und als Lazarett genutzt. Nach Ende des 1. Weltkrieges wurde auch der „Frauenzweigverein vom Roten Kreuz Haunstetten“ aufgelöst.

1921: Der ab diesem Jahr nachweisbare „Verein für ambulante Krankenpflege in Haunstetten“ gründete sich auf Ansinnen der Kolonne und könnte als Nachfolger des Frauenzweigvereins im 1. Weltkrieg gelten.

27.09.1925: Genau 100 Jahre vor der 2025 stattfindenden 125-jährigen Jubiläumsfeier feierte die Kolonne bereits ihr 25-jähriges Bestehen. Die Zahl der damals noch rein männlichen Mitglieder belief sich auf 39 und zusätzlich fünf Beiräte.

1928: Die Kolonne erhielt ihr erstes eigenes Auto, zu dem sie im Juli in der Haunstetter Zeitung bekannt gab: „[…], daß [sic!] wir unser Auto nach wie vor bei Krankheitsfällen oder sonstigen dringlichen Vorkommnissen, Vereinen etc. kostenlos zur Verfügung stellen. Wir haben nunmehr innerhalb 3 Monaten 23 Fahrten ausgeführt zum Wohle unserer Leser.“

1930: Die Kolonne feierte ihr 30-jähriges Bestehen im noch heute existierenden „Gasthaus Hirsch“ am Georg-Käß-Platz.

1938: In diesem Jahr wurde bereits indirekt in einer Zeitungsanzeige auf den kommenden Krieg hingewiesen: „Gesunde und opferwillige deutsche Mädchen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, sollen deshalb nicht versäumen, sich die unentgeltliche gründliche und notwendige Ausbildung im ‚Deutschen Roten Kreuz‘ zu erwerben.“

1939–1945: Die wenigen aktiven und nicht eingezogenen Sanitäter hatten einiges zu tun. Vor allem durch die massiven Luftangriffe auf die Messerschmittwerke und das umliegende Haunstetten gab es zahlreiche Verletzte, die versorgt werden mussten. Nach Kriegsende war eine große Aufgabe das Flüchtlingslager an der ehemaligen Kiesgrube zu betreuen.

1948: Um das Geschäft des Krankentransports neu aufbauen zu können, wurde aus Eigeninitiative und dem Erlös öffentlicher Tanzveranstaltungen ein Kübelwagen zu einem Sanka umgebaut. Dieser war stattliche sechs Jahre im Einsatz. Führend an der Umsetzung beteiligt waren Engelbert Morhard, Anton Schmid und Walter Vampola.

1950: Das 50-jährige Jubiläum wurde unter großer Beteiligung der Bevölkerung in der Turnhalle in der Frühlingsstraße (seit 1972 Arberstraße) gefeiert. Neben verschiedenen Reden und Musik gab es auch eine große Schauübung, bei dem ein Brand in der Turnhalle an der Jahnstraße mit mehreren Verletzten simuliert wurde.

1954: Ein VW-Bus ersetzte das umgebaute Wehrmachtsfahrzeug.

1962: Ein neues Mehrzweckgebäude an der Krankenhausstraße wurde bezogen. Neben einem Dienstraum für die Sanitätskolonne waren darin die Freiwillige Feuerwehr Haunstetten, sechs Dienstwohnungen für beide Gruppierungen sowie verschiedene Räumlichkeiten des städtischen Bauhofs untergebracht.

1964: Zehn Jahre nach Anschaffung des VW-Busses hatte dieser bei 65.968 Krankentransporten stattliche 521.986 Kilometer zurückgelegt. In diesem Jahr bekam die Haunstetter Krankentransportwache erstmals einen hauptamtlichen Fahrer, zur Eröffnung des neuen städtischen Krankenhauses 1967 wurde zusätzlich ein ständiger Begleiter angestellt.

1972: Durch die Eingemeindung Haunstettens wechselte die Sanitätskolonne Haunstetten den Kreisverband von Augsburg-Land zu Augsburg-Stadt.

1975: Das 75-jährige Jubiläum feierte man mit einer großen Schauübung in der Mittelfeldstraße und einer Blutspendeaktion, die 200 Blutkonserven erbrachte. An dieser Aktion war zudem die Frauenbereitschaft beteiligt.

1976: Die Kolonne und die Frauenbereitschaft beteiligten sich an den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Sanitätskolonnen Augsburg-Stadt.

1980: Im Jahr 1976 begannen erstmals Überlegungen zum Errichten einer Rettungswache in Haunstetten. 1980 wurde schließlich das noch heute bestehende Rotkreuz-Haus in der Johann-Strauß-Straße eingeweiht. Neben der Wache fand die Sanitätskolonne, die Frauenbereitschaft, das Jugendrotkreuz, die Wasserwacht und ein allgemeiner Lehrsaal Platz. Der Rettungsdienst wurde damals – anders als heute – von Freitag bis Sonntagabend rein ehrenamtlich von der Bereitschaft besetzt.

1988: Über eine Spendenaktion Haunstetter Geschäftsleute konnte das erste Notfall-EKG-Gerät mit Defibrillator angeschafft werden.

1990: Das erste Frauenteam im Rettungsdienst in Haunstetten aus der Bereitschaft ging in den Einsatz, zu diesem Zeitpunkt noch strikt getrennt von den männlichen Besatzungsteams.

1991: Die Frauenbereitschaften Augsburg-Stadt feierten 125-jähriges Jubiläum. Gegründet unter dem Namen „Frauenverein zur Pflege und Unterstützung im Felde verwundeter und erkrankter Krieger. Zweigverein Augsburg unter dem Roten Kreuz“ sind diese fast so alt wie das Rote Kreuz selbst. Ein genaues Gründungsdatum der Haunstetter Frauenbereitschaft ist leider nicht bekannt, möglicherweise hat diese sich mit der Eingemeindung Haunstettens 1972 als Ortsgruppe von Augsburg-Stadt gebildet oder ist aus dem ab 1921 nachweisbaren „Verein für ambulante Krankenpflege in Haunstetten“ hervorgegangen.

1993: Der Ende 1992 beschlossene Zusammenschluss von Sanitätskolonne und Frauenbereitschaft wurde vollzogen, von nun bekamen wir unseren auch heute noch gebräuchlichen Namen „Bereitschaft Haunstetten“. Im selben Jahr wurde in Haunstetten aufgrund der ständig wachsenden Bevölkerungszahl ein neuer Notarztstandort aufgebaut. Die Standorte am Klinikum und in Schwabmünchen reichten nicht mehr aus, um Notfälle, die eines Notarztes bedürfen, in adäquater Zeit versorgen zu können. Das Notarzteinsatzfahrzeug fand in der bereits bestehenden Rettungswache seinen Platz.

2000: Das 100-jährige Jubiläum der Bereitschaft wurde mit einem Gottesdienst, einer Schauübung und einem Tag der offenen Tür im Rotkreuz-Haus gefeiert – fast genauso wie 25 Jahre später.

2007: Die Bereitschaft schaffte einen neuen Rettungswagen an, finanziert durch aufgedruckte Werbung. Die bunte Fassade des Autos brachte ihm den Spitznamen „Las Vegas“ ein.

14.02.2020: An diesem Tag fand einer der letzten Übungsabende vor dem endgültigen Lockdown durch die Corona-Pandemie statt. Die Jahre danach gab es häufig nur die Gelegenheit, sich online zu treffen.

2020–2023: Die wenigen Dienste, die es während der Pandemie gab, waren meistens sehr spartanisch. So waren beispielsweise während der Bundesliga-Spiele des FCA statt knapp 50 nur zwei Helfende vor Ort. Ein wichtiges Standbein in dieser Zeit waren die Einnahmen aus der Coronateststation in der Plärrerwache.

27.08.2023: Die Bereitschaft 4 ging online! Neben einem Account auf Instagram gründeten wir auch einen auf Facebook und informieren dort über aktuelle Ereignisse in unserer Bereitschaft. Neugierig? Dann schau doch einfach rein!

22.02.2025: Aufgrund ihrer besonderen Verdienste für die BRK Bereitschaft 4 - Haunstetten ernannte die Kreisbereitschaftsleitung nach Vorschlag der neuen Bereitschaftsleitung Margit Müller zur Bereitschaftsleiterin ehrenhalber auf Lebzeit.

27.09.2025: Jubiläumsjahr! Zum 125-jährigen Bestehen feierte die Bereitschaft 4 – Haunstetten einen großen Tag der offenen Tür mit Showübung, vielen Attraktionen für Groß und Klein und einem ökumenischen Gottesdienst. Im ökumenischen Gottesdienst wurde der Bereitschaft stellvertretend durch den Vizepräsidenten des Bayerischen Roten Kreuzes Andreas Hanna-Krahl, MdL die Henry-Dunant-Plakette verliehen.

Hier finden Sie ein Bild des ersten Chronikeintrages der BRK Bereitschaft Haunstetten
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